Speichenbruch
Der Speichenbruch (Radiusfraktur) zählt zur häufigsten Form der Knochenbrüche. Die Art der Behandlung ist komplex und die Wahl der richtigen Therapie hängt von vielen Faktoren ab.
Behandlungsüberblick
Hier finden Sie übersichtlich zusammengefasst alle wichtigen Fakten und Daten zur operativen Behandlung bei einem Speichenbruch bei Univ.-Prof. Dr. Stefan Marlovits.
Der Speichenbruch (distale Radiusfraktur)
Ein Viertel aller Knochenbrüche beim Menschen sind handgelenksnahe Speichenbrüche (distale Radiusfrakturen). Somit ist diese Unterarmverletzung die häufigste Fraktur überhaupt. Besonders ältere Menschen sowie Personen mit fortgeschrittenem Knochenschwund (Osteoporose) sind in Bezug auf diese Art von Knochenbrüchen speziell gefährdet. Bei Menschen unter 60 Jahren entstehen solche Verletzungen häufig bei sportlichen Aktivitäten, durch Stürze, Verkehrs- und Arbeitsunfälle. Bei Menschen über 40 Jahren sind Frauen deutlich häufiger von einem Speichenbruch betroffen als Männer. Bei den unter 40-Jährigen ist die Geschlechterverteilung hingegen in etwa ausgeglichen.
Ursachen für einen Speichenbruch
Der typische Unfallmechanismus bei einem Speichenbruch (Radiusfraktur) ist ein Sturz auf die ausgestreckte oder gebeugte Hand. Manchmal reicht dafür schon ein Bagatelltrauma, wie zum Beispiel ein Sturz aus dem Stand. Dies ist vor allem bei älteren Menschen der Fall, denn mit zunehmendem Alter verlieren die Knochen an Festigkeit. Zudem werden ältere Menschen oft unsicherer, gebrechlicher, sind weniger agil und können Stürze schlechter abfangen.
Bei jungen Menschen wird eine Radiusfraktur häufig durch Stürze, beispielsweise beim Skateboard-Fahren oder Inlineskaten, und bei Verkehrsunfällen, verursacht. Ebenso gefährdet sind Fahrradfahrer und Schlittschuhläufer, die auf einen harten Untergrund stürzen.
Behandlung Speichenbruch
Obwohl Speichenbrüche am handgelenksnahen Ende des Unterarms sehr häufig auftreten, gestaltet sich die Therapie als sehr komplex. Vor allem eine Frage ist oft schwierig zu beantworten: Welches Verfahren führt bei welchem der unzähligen Typen von handgelenksnahen Radiusfrakturen zum besten Ergebnis?
Konservative Therapie
Bei unverschobenen Speichenbrüchen stellen wir die Fraktur als Therapiemaßnahme mittels Gipsverband ruhig. Verschobene Brüche dagegen müssen wir zunächst wieder in die richtige Position bringen. Dafür hängen wir den Arm unter Betäubung an drei Fingern (Daumen, Zeige- und Mittelfinger) auf und befestigen ein Gewicht am Oberarm – die gesamte Apparatur wird Extensionshülse oder “Mädchenfänger” genannt. So können wir die Knochenenden gerade rücken. Um das Ergebnis der Behandlung zu kontrollieren, fertigen wir ein Röntgen der Hand an. Ist die korrekte Gelenkstellung wiederhergestellt, stellen wir den Arm im Gips ruhig, damit die Knochen in korrekter Stellung zusammenwachsen können.
Operative Behandlung
Komplizierte Speichenbrüche mit zahlreichen Knochenbruchstücken und/oder größerer Fehlstellung erfordern eine Operation.
Folgende Verfahren kommen bei einem Speichenbruch häufig zum Einsatz:
- Die Fixierung (Osteosynthese) der Knochenfragmente erfolgt mittels Drähten, die durch die Haut eingebracht werden: Anschließend legen wir einen Gipsverband an, um den Unterarm ruhig zu stellen. Nach etwa vier Wochen nehmen wir den Gips ab. Die Drähte werden zur Stabilisierung des Knochens noch für weitere zwei Wochen belassen und dann unter lokaler Betäubung entfernt.
- Die Fixierung erfolgt mit einer speziellen Platte, denn in manchen Fällen lässt sich der Speichenbruch nur mit einer metallenen Abstützplatte exakt fixieren. Dabei wird versucht, die häufig eingestauchten Gelenkflächen wieder aufzurichten. Oft müssen wir dabei zusätzliches Knochengewebe (Spongiosa) einbringen. Diese Spongiosa entnehmen wir über einen kleinen Hautschnitt aus dem Beckenkamm. Für etwa ein bis zwei Wochen ist ein Gips notwendig, anschließend kann mit einer gezielten Heilgymnastik begonnen werden.
- Die Fixierung mit speziellen Schrauben ist dann unumgänglich, wenn der Griffelfortsatz der Speiche abgebrochen ist, da die Knochenfragmente häufig miteinander verschraubt werden müssen. Zusätzlich führen wir oft einen Draht zur Fixierung ein, welcher über längere Zeit belassen wird. Der Patient muss etwa eine Woche eine Gipsschiene tragen, danach beginnt die Heilgymnastik. Die Schrauben entfernen wir nach etwa vier Wochen unter lokaler Betäubung.
- Die gelenküberbrückende Fixierung mittels einer äußeren Stabilisierung (Fixateur externe) kommt dann zum Einsatz, wenn wir mehrere Knochenfragmente mit einer Art äußerem Gerüst stabilisieren (z.B. bei Trümmerbrüchen) müssen. Dazu bohren wir Metallstifte in den Mittelhandknochen des Zeigefingers und in den Radius oberhalb des Handgelenks, die wir wiederum miteinander verbinden. Der Patient trägt das Gestell etwa vier Wochen lang, bevor wir es unter lokaler Betäubung wieder entfernen.