Vorderer Kreuzbandriss
Ein vorderen Kreuzbandriss gehört zu den häufigsten Knieverletzungen. Univ.-Prof. Dr. Stefan Marlovits informiert über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei im Erhalt des vorderen Kreuzbandes durch Naht oder Refixation.
Behandlungsüberblick Operation
Hier finden Sie übersichtlich zusammengefasst alle wichtigen Fakten und Daten zur Operation bei vorderem Kreuzbandriss bei Univ.-Prof. Dr. Stefan Marlovits.
Riss des vorderen Kreuzbandes
Das vordere Kreuzband ist eines der wichtigsten Bänder des Kniegelenkes und verbindet den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Schienbein (Tibia). Es ist für den richtigen Bewegungsablauf und für die Stabilität des Kniegelenkes in Beugestellung essenziell. Reißt das Kreuzband, ist die Stabilität häufig nicht mehr gegeben. Ein Schreckensszenario für sportlich aktive Menschen!
Bei dieser häufigen Verletzung im Knie ist eine individualisierte, auf Ihre Person maßgeschneiderte Therapie der Schlüssel zum Erfolg.
Ursachen, Symptome und Diagnostik
Das vordere Kreuzband kann bei einer Überstreckung oder bei gewaltsamer Beugung des Kniegelenkes mit angespannter Oberschenkelmuskulatur reißen. Oft treten Komplexverletzungen auf, wobei zusätzlich der Innenmeniskus, das Innenband oder beides geschädigt wird. Der hintere Kreuzbandriss dagegen entsteht durch Gewalteinwirkung auf das gebeugte Kniegelenk oder bei gewaltsamer Überstreckung.
Neben dem Schmerz kann beim vorderen Kreuzbandriss ein blutiger Erguss mit Schwellung des Kniegelenkes auftreten. Funktionell besteht ein ausgeprägtes Instabilitätsgefühl (giving way) und bei der Untersuchung lässt sich das Schienbein gegenüber dem Oberschenkel nach vorne verschieben. In diesem Fall spricht man vom sogenannten vorderen Schubladen-Zeichen.
Bei der Diagnostik werden Röntgen und Kernspin-Tomographie (MR) eingesetzt. Röntgenaufnahmen zeigen knöcherne Ausrisse des vorderen Kreuzbandes. Mittels MR wird die klinische Diagnose der Kreuzbandruptur meistens bestätigt.
Operation vorderer Kreuzbandriss
Das Prinzip sämtlicher operativer Verfahren für das vordere Kreuzband ist der Ersatz des Bandes durch körpereigene Sehnen. Am besten eignet sich dafür ein Teil der Sehne zwischen Kniescheibe und Schienbein (Patella-Sehne) oder der Sehne am Oberschenkel (Semitendinosus-Sehne, Gracilis Sehne und Quadricepssehne).
Spezielle Operationstechnik: Refixation oder Naht des Bandes
Auch bei einem Riss des vorderen Kreuzbandes versuchen wir unserer Grundphilosophie, der Rekonstruktion und Wiederherstellung der Anatomie, treu zu bleiben. Aus diesem Grund führen wir bei allen Kreuzbandrissen, bei denen es möglich ist, eine Naht oder eine Refixation des Kreuzbandes durch. Gelingt dies, sind die Langzeitergebnisse exzellent, da das eigene Band erhalten werden kann und damit auch sämtliche Nervenstrukturen im Innenband vorhanden bleiben. Diese Nerven sind für die unwillkürlichen Bewegungen und Empfindungen des Gelenkes äußerst wichtig.
Für diesen Erhalt des vorderen Kreuzbandes setzen wir auf eine spezielle operative Technik und blicken auf eine reiche Erfahrung damit zurück.
Weiterbehandlung
Um ein ersetztes Kreuzband nicht sofort voll zu belasten, können spezielle Knieschienen angelegt werden. Besonders wichtig ist eine konsequente Heilgymnastik mit dem Ziel, die Oberschenkelmuskulatur gut zu trainieren. Die gute Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Physiotherapeuten ist mir als Chirurg besonders wichtig.
Komplikationen und Prognose
Der Heilungsprozess verläuft unter normalen Umständen problemlos. Selten kommt es zu Blutungen, Gelenkinfektionen, Thrombosen, Nerven- und Gefäßverletzungen.
In der Regel ist das Langzeit-Ergebnis nach einer vorderen Kreuzband-Operation sehr gut. Die Sportfähigkeit wird oft nach zwölf bis 16 Wochen wieder erreicht und ist auch im weiteren Verlauf nicht eingeschränkt. Für ein gutes Spätergebnis ist eine konsequent betriebene Heilgymnastik ein Garant für eine zeitnahe und vollständige Rehabilitation.
Vorbeugung vorderer Kreuzbandriss
Vor jeder sportlichen Betätigung sollten Sie die Muskulatur gut aufwärmen. Wer seine Koordinationsfähigkeit durch Sprungschulung und Lauftraining verbessert, senkt das Verletzungsrisiko zusätzlich. Eine gut trainierte Beinmuskulatur, eine optimale Sportausrüstung und defensives sportliches Verhalten schützen ebenfalls.
Muss ein vorderer Kreuzbandriss immer operiert werden?
Die Entscheidung für die Operation eines Kreuzbandrisses ist individuell zu treffen („individualisierte vordere Kreuzbandchirurgie“). Ausschlaggebend sind unter anderem die Begleitumstände, etwa Begleitverletzungen von Meniskus, Knorpel oder Seitenband. Neben Ihrem Alter sind das Ausmaß und die Art der sportlichen Aktivität, die berufliche Tätigkeit und der allgemeine Gesundheitszustand wichtige Entscheidungsfaktoren. Eine wichtige Rolle spielt die Instabilität des Kniegelenks – je instabiler es ist, desto eher muss operiert werden.
Für mich ist die individuelle Beratung gestützt auf meine langjährige Erfahrung als Kniechirurg sehr wichtig.
Fällt die Entscheidung gegen eine Operation, kann mittels konsequentem Training der Oberschenkelmuskulatur eine gute Führung des Kniegelenks sowie für die alltägliche Belastung eine gute Stabilität erreicht werden.